Oh du schöner Kundenservice!
Wer kennt das eigentlich nicht? Man nimmt eine tolle Dienstleistung, meist einen Telefonanschluss oder einen Internetanschluss in Anspruch – natürlich bei der Konkurrenz zur Telekom, denn das ist ja günstiger – und freut sich über seine neue Errungenschaft. Läuft auch so weit alles ganz fein, man ist hochzufrieden, empfiehlt jedem Bekannten -ob er will oder nicht – die Firma die man jetzt gefunden hat und ist der glücklichste Mensch auf der Erde!
Bis… Ja, bis zu dem Tag an dem etwas nicht mehr funktioniert. Dann ist das Geschrei groß. Wo war nochmal die Service-Nummer? WAS KOSTET DIE?!
Ja, auch ich bin so ein Typ. Allerdings war ich der Ansicht, was soll da schon schief gehen, ich bin ja IT-ler und wenn der Anschluss wirklich ausfällt zahlste eben mal so nen Anruf. Ging auch alles total super. Ich war zufrieden, dann entschied sich der Anbieter auch noch alle Anschlüsse auf 16000 hochzustufen – welch wahre Wonne! Denkste. Hier ging der Ärger erst los. Ich müsste es genau verifizieren, aber mit ziemlicher Sicherheit habe ich allein diesen Monat den Unterschied zur Telekom beinahe heraustelefoniert. Denn dort ist der Service kostenlos!
Warum ist es also in Deutschland mitlerweile so, dass man für etwas Geld zahlen muss, dass einem sozusagen doch zusteht? Wenn ich ein Produkt erwerbe habe ich doch auch einen Anspruch darauf, dass alles funktioniert und wenn es mal nicht so ist, dass man alles dafür tut, dass der Status Quo wiederhergestellt wird.
Leider ist mir schon vor einiger Zeit aufgefallen, dass der Deutsche an sich immer öfter freiwillig auf Serviceleistungen verzichtet, um Geld zu sparen. Da geht man zum SB-Bäcker, um dann im Lebensmittelladen an der SB-Kasse zu bezahlen und dann geht man nach Hause, um – am besten noch nach einer ausführlichen Beratung im Fachgeschäft – sein neuestes Spielzeug zu bestellen. Ich bin ein Mensch, der voll auf Service steht. In einem Laden gut behandelt zu werden ist für mich schon halb gekauft! Ich wurde mal in einem großen Musikhandel in Köln geschlagene 45 Minuten schlicht ignoriert. Erst eine böse Mail an die Geschäftsleitung hat die Serviceglocke leuten lassen. Ich bekam einen Rucksack und die Fahrtkosten erstattet. Seit dem ist für mich dieser Laden, dank seiner Servicekräfte dennoch gestorben.
Es muss doch eigentlich jedem ein Bedürfnis sein, sich in guten Händen zu wissen!
Was ist in dem Brötchen?
Passt die Rahmenhöhe für mich?
Finden sie, die Hose macht mich dick?
Diese Fragen sind doch alle legitim und MÜSSEN gestellt werden. Ich möchte für Service lieber mit dem Kauf bezahlen, als extra was drauf legen zu müssen. Die Menschen beschweren sich immer mehr über unfreundliche oder inkompetente Verkäufer, wenn die Guten nicht in Anspruch genommen werden, ist es auch klar, dass diese irgendwann durch Zirkusaffen ersetzt werden, die einfach nur nicken und es dem Kunden recht machen wollen. Wir sind nicht nur auf dem besten Wege, unseren Vorteil manch anderem Land gegenüber, den unsere vielen kleinen Spezialisten mit ihrem Service bieten, durch Ignoranz zu verlieren. Nein, wir werden auch immer weiter entfremden, da wir ja lieber auf den Service verzichten, wenn ich die gleiche Leistung OHNE woanders billiger bekomme. Ich habe heute jedenfalls meine Lektion gelernt!